Frank ist das Prachtexemplar eines Egozentrikers. Für ihn zählen die Gefühle anderer nicht. Er interessiert sich weder für seinen Großvater Henry, der im Krankenhaus liegt, noch für seine Lebenspartnerin Sylvia, die er mit anderen Frauen betrügt. Doch als plötzlich ein Engel vor ihm steht, der ihm sein Leben vor Augen hält, beginnt dieses Stück für Stück zu zerfallen.
Prolog
Engel sind weiß und haben riesige Flügel, mit denen sie umherfliegen und den Menschen mit Mut spendenden Sprüchen zur Seite stehen. Sie lachen ständig, sind gelegentlich nachsichtig-streng und strotzen geradezu von übermenschlicher Güte und Toleranz.
So oder so ähnlich wird es immer erzählt.
Blödsinn!
Niemand weiß, von wem diese Geschichten stammen, aber man könnte dem Eindruck erliegen, dass sie mit Copy and Paste massenhaft publiziert unter die Menschen gebracht wurden. Es mag die Frage erlaubt sein, ob die Kirche dahinter steckt, da es gerade sie ist, die über diese Himmelswesen zu berichten weiß. Letztendlich wird man bei Nachfragen jedoch enttäuscht. Selbst der Vatikan leugnet, jemals so etwas gesagt oder geschrieben zu haben. Dabei verweist er auf die grünlich anmutende Figur auf der Engelsburg – man darf sie in Rom bewundern – die in ihrer Hand ein Schwert trägt. Es bedarf nicht viel Phantasie, über ihren Gesichtsausdruck zu spekulieren, der weder Züge von Milde aufweist noch irgendwie gütig grinsend auf Rom herabsieht. Im Gegenteil, der Engel schaut konzentriert, streng und hart einher. In diesem Zusammenhang erwähnt der Vatikan auch die beiden Todesengel – der Name lässt schon ahnen, wohin die Reise geht – im Petersdom als Zeugnis dafür, dass er mit diesen irrigen Geschichten nichts zu tun zu hat. Muskulös bewachen sie ein Grab. Ein Engel braucht keine Muskeln, wenn er immer nur nett und gütig sein möchte. Aber dies nur nebenbei.
Doch nun zur Wahrheit!
Engel Nummer 7 hat es einmal wie folgt auf den Punkt gebracht: „Einem Wesen, das täglich mit der Dummheit der Menschen zu tun hat – die Betonung liegt auf täglich und Dummheit – vergeht das Lachen.“
Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass auch Gefühlswandlungen wie Güte und verständnisvolle Nachsicht darunter leiden. Es genügt eben nicht, dass Menschen kniend die Hände falten und ihre Probleme einer ideellen Luftpost gleich ins Nirwana senden, im Glauben, irgendein Wesen würde sie schon auffangen und sich darum kümmern. Warum auch? Der Mensch hat den freien Willen erhalten, um sich selbst zu bemühen. Die Grundidee war, – das wird nur selten kommuniziert –, dass Gott entlastet werden sollte. Ja, es mag blasphemisch klingen, aber Gott und seine Helfer haben in der Tat auch noch andere Aufgaben. Für alle, die es noch immer nicht recht verstanden haben, sei der zugegebenermaßen etwas abgedroschene Spruch angeführt: Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!
Amen!